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Offener Brief des Stadt-Sport-Verband Meerbusch an die Verwaltung der Stadt Meerbusch

31. Oktober 2023

vom 30. Oktober 2023

Herrn Bürgermeister Christian Bommers

Herrn Dezernenten Peter Annacker

Herrn Vorsitzenden des ASS Jonas Kräling

Fraktionen des Stadtrats

Kopie an KSB, Mitgliedsvereine SSVM, Rheinische Post

Hallenschließungen in Meerbusch zur Unterbringung von Geflüchteten

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Bommers,

sehr geehrter Herr Annacker,

sehr geehrter Herr Kräling,

sehr geehrte Damen und Herren,

der organisierte Sport in Meerbusch ist höchst besorgt, weshalb wir uns mit diesem offenen Brief an Sie wenden, um Ihnen unsere Sicht auf die derzeitige und die zu erwartende Situation nahezubringen.

Vorauszuschicken ist, dass der Stadt-Sport-Verband, die Sportvereine sowie die Meerbuscher Sporttreibenden selbstverständlich jedes Verständnis für die große Not der Geflüchteten haben, ihnen helfen und einen Beitrag zur Integration leisten möchten. Die Geflüchteten konnten z.B. ohne Formalitäten in den Vereinen am Sport teilnehmen. Auch haben es die betroffenen Vereine im Frühjahr 2022 klaglos hingenommen, dass ohne viel Vorlaufzeit zwei Einfach-Hallen der Sportnutzung entzogen wurden.

Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass es sich um diejenigen Sporthallen handelte, die es den Vereinen ermöglichen, auch im Vormittagsbereich Sport an­zubieten, weil die beiden Hallen keiner Schule angeschlossen sind.
Angebote am Vormittag mussten in der Folge praktisch ersatzlos gestrichen wer­den, während das restliche Angebot durch Umschichtungen und Zusammenlegen von Übungsstunden zu gewissen Teilen aufgefangen werden konnte. Das ist ange­sichts der ohnehin angespannten Hallensituation schwierig und fordert große Kom­promissbereitschaft der Vereine sowie der Sporttreibenden. Eine zeitliche Perspek­tive fehlt zudem völlig. Bestrebungen, die Hallen nur kurzzeitig dem Sport zu ent­ziehen und schnellstmöglich wieder für den Sport zu ertüchtigen, bestehen ganz offensichtlich nicht. Die Beweggründe kann man nur vermuten.
Aus einem Gespräch mit dem Dezernenten, Herrn Annacker, ist deutlich geworden, dass die Unterbringungsmöglichkeiten im Stadtgebiet in Kürze erschöpft sein wer­den. Im Artikel der Rheinischen Post war nun von Dezember die Rede. Auch wenn uns versichert wurde, dass man derzeit eine Belegung weiterer Turnhallen nicht beabsichtige, steht dies bei realistischer und auf Erfahrungen aus 2015 basieren­der Betrachtung in Kürze zu erwarten.
Gerüchte in dieser Richtung verdichten sich und es soll mit den beiden Sporthallen des Meerbusch-Gymnasiums auch bereits konkrete Pläne geben.
Im Namen der Meerbuscher Sportvereine, die letztlich alle von einer Schließung einer Dreifach- und einer Zweifach-Turnhalle betroffen sein werden, appellieren wir eindringlich, von diesem Schritt abzusehen!
Es kann nicht angehen, dass wieder die Hallensportler das ausbaden müssen, was in Verwaltung und Politik seit 2015 unterlassen wurde zu planen. Seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine sind nun 1,5 Jahre Zeit gewesen, alternative Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Geschehen ist wenig bzw. zu wenig.

Anstelle gerade sanierte und mit absenkbaren Basketballkörben kostspielig umge­rüstete Sporthallen erneut zu Massenunterkünften umzufunktionieren, wäre z.B. die Errichtung von Container-Dörfern in dieser Zeit durchaus machbar gewesen. Nach unserer Lesart fehlt es dazu am tatsächlichen Willen, sei es bei der Stadt-verwaltung, sei es bei den politisch Verantwortlichen. Es ist der bequemere und sicherlich auch kostengünstigere Weg, auf städtische Turnhallen zurückzugreifen.

Sollte man tatsächlich die beiden Sporthallen in Strümp erneut dem Sport entzie­hen, würde dies maßgeblich vor allem die Vereine treffen, die schon von den bei­den Hallenschließungen in 2022 betroffen waren: Insbesondere der Osterather Turnverein und der TSV Meerbusch trainieren in den beiden Strümper Hallen.
Der Osterather Turnverein führt einen großen Teil seiner Basketballspiele und seine Volleyball-Wettkämpfe dort durch. Die Wettkampfsaison hat begonnen, Spieltage und Spielorte stehen fest. Das gilt auch für alle anderen wettkampftaug­lichen Sporthallen, so dass auch die Suche nach Ausweich-Spielorten größte Pro­bleme bereitet. So dürfen z.B. Jugend-Bundesligaspiele im Basketball nur in vom DBB zugelassenen Hallen und in bestimmten Zeitfenstern durchgeführt werden. Trainingszeiten müssten verlegt und zusammengestrichen werden oder gar ganz entfallen. Spiele müssen unter Umständen abgesagt werden, was sportliche Konsequenzen hat und auch Bußgelder nach sich ziehen kann.

Bitte führen Sie sich vor Augen, was das für Folgen für die Sportvereine haben wird: Aufgrund der letzten Hallenschließungen im Jahr 2015 konnte 3 Jahre lang kein Sport in den damals betroffenen Hallen getrieben werden.

Nachdem alles wieder „normal“ lief, kam die Corona-Zeit, in der zeitweise der gesamte Vereinssport zum Erliegen kam, um dann von der drohenden Energiekrise und den daraus resultierenden Sparmaßnahmen (Stichwort „kalte Duschen“) abgelöst zu werden.

Gerade haben sich die Mitgliederzahlen wieder gut entwickelt und ließen die Ver­eine optimistisch in die Zukunft schauen.

Wenn nun wieder die großen Sporthallen in Meerbusch dem Sport entzogen wer­den, wird das Folgen für die Sportvereine haben, deren Ausmaß ungewiss ist. Man muss aber das Schlimmste befürchten. Die Geduld der Sporttreibenden ist nicht unendlich. Auch in den Jahren nach 2015 gab es zahlreiche Vereinsaustritte, da das Angebot teilweise derart reduziert und verändert werden musste, dass die Sporttreibenden sich umorientiert haben.

Wie wichtig der Vereinssport für die Gesellschaft und Gesundheit ist, insbesondere für Kinder und Jugendliche, haben wir alle während der Jahre 2020 bis 2023 ge­spürt. Für den Schulsport, der gleicher Maßen betroffen sein wird, gilt nichts anderes.

Auch ist der Sport in der Gemeinschaft eine gute Möglichkeit zur Integration der Geflüchteten sowie der Neubürger in den Neubaugebieten. An dieser Stelle kommt den Vereinen eine sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe zu, die ihnen nicht genommen werden sollte.

Die Sportvereine in Meerbusch und die Sporttreibenden sollten nicht immer wieder darunter leiden müssen, dass man in Verwaltung und Politik nicht vorausschauen­der agiert. In anderen Städten bzw. Kommunen geht es auch ohne Hallenschlie­ßungen, warum bei uns nicht?

Die Sportvereine fühlen sich im Stich und mit ihren Problemen allein gelassen!

Mit sportlichen Grüßen

Peter Dietz
Vorsitzender