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„Geringschätzung per Gesetz“

30. April 2021

Die „Notbremse“ bringt die Verbände zur Verzweiflung.

Warum wird der Sport derart respektlos behandelt?

Und: Warum wehrt sich der DOSB nicht dagegen?

[zitiert aus der FAZ vom 26.04.2021; Autor: Michael Reinsch, Berlin]

„Verwirrung und Chaos, Enttäuschung, Ärger und Bitternis – der Sport, seine Vereine und Verbände sind bei der Formulierung des neuen Infektionsschutzgesetzes böse unter die Räder gekommen.“ So beginnt Michael Reinsch seinen Artikel. Und das trifft es auf den Punkt genau. Er zitiert im weiteren Verlauf Christoph Niessen (Vorsitzender des LSB NRW): „Sie (die Formulierungen) sind erkennbar zusammengestoppelt und offensichtlich ohne sportfachliche Kompetenz zustande gekommen.“

Der Hauptgeschäftsführer des LSB Hessen wird wie folgt zitiert: „Die Erfahrungen des Vereinssports, die Regelungen und Verfahren, die sich bewährt haben … sind im politischen Berlin nicht präsent.“

Die oben angesprochene Verwirrung beginnt bereits bei der Abfassung des Gesetzestexts und setzt sich dann auf der Homepage der Bundesregierung fort (bundesregierung.de), wo folgendes zu lesen war: „Kinder bis 14 Jahre können draußen in einer Gruppe mit bis zu fünf anderen Kindern kontaktfrei Sport machen.“ 

Kaum zu glauben, dass es gelungen ist, in diesem Satz gleich zweimal das Gesetz falsch wieder zu geben: So ist im Gesetz nämlich vom „vollendeten 14. Lebensjahr“ die Rede. Übersetzt heißt das, dass ein Kind bis zu dem Tag, an dem es seinen 14. Geburtstag feiert, Sport in der Gruppe machen darf. Und die Gruppe darf dann auch nur insgesamt fünf Kinder umfassen und nicht etwa sechs, wie man nach der Formulierung auf der Webseite annehmen könnte. 

Und warum der Gesetzgeber meint, dass vier Personen aus einem Haushalt nicht gemeinsam Fußball spielen sollen (kein Individualsport) oder warum ich – nach dem Wortlaut des Gesetzes – nicht einmal alleine auf einen Basketballkorb werfen darf – das kann mir keiner erklären. Es versucht auch keiner. Auf Rückfragen an die Verbände kommt nur Achselzucken. Die sind genauso ratlos.

Thomas Härtel, Präsident des LSB Berlin wird in dem Artikel wie folgt zitiert: „Der Sport erhält in seiner gesundheitlichen Wirkung und seiner gesellschaftlichen Bedeutung nicht die angemessene Anerkennung. Er bekommt nicht die Chance, als Teil der Lösung wahrgenommen zu werden. Das ist sehr, sehr bitter.“

Und der DOSB? Christoph Niessen dazu: „Der Dachverband ist in die Diskussion zum Infektionsschutzgesetz viel zu spät, zu unkonkret und ohne die notwendige Schlagkraft eingestiegen. Wir brauchen … ein gezieltes Einwirken auf die Bundespolitik mit konkreten Formulierungsvorschlägen für entsprechende Vereinbarungen auf der Arbeitsebene.“

Als Sportverband auf der untersten Ebene können wir unmittelbar wenig ausrichten. Unsere Aufgabe kann und wird es sein dafür Sorge zu tragen, dass quasi von unten nach oben der Druck auf die Landessportbünde und den DOSB erhöht wird, dass diese sich Gehör verschaffen, ihre Fachkompetenz massiv anbieten und Mitwirkung einfordern.

Bei allem Respekt vor der Pandemie und der Mammutaufgabe für die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung: Es muss in Sachen Sport endlich die Einsicht kommen, dass man die Beschränkungen nicht immer enger ziehen darf, sondern vielmehr über größtmöglichen Freiraum nachdenken muss. Akzeptanz der Regeln kann man nur erreichen, wenn die Bürger:innen deren Sinn und Zweck nachvollziehen können.

Von diesem Punkt haben wir uns leider zu weit entfernt: Immer mehr Sportler:innen setzen sich über Verbote hinweg, z.B. indem Sportanlagen, auf denen der organisierte Sport nicht trainieren darf (oder darauf verzichtet, weil die Auflagen zu hoch sind), illegal genutzt werden.

Eine fatale Entwicklung!

Peter Dietz

Vorsitzender

Stadt-Sport-Verband Meerbusch e.V.